Zuhören ist Augenhöhe

Interview mit Alexandra Perl

Alexandra Perl ist Facilitator, Coach und Goldschürferin. Mit ihrer Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen der IT Branche ist „go digital, stay human“ ihr zentrales Anliegen. Ihre Projekterfahrung hat gezeigt, dass Veränderungsprozesse nur dann tragfähig und nachhaltig sind, wenn die Weisheit des ganzen Systems einfließt. Dabei ist jede Sichtweise richtig und wichtig. Sie schafft Rahmen und Räume, in denen sich aktive Teilnehmerbeteiligung in Dialog und Wandel entfaltet. Dann entstehen Lösungen, die nahe an der Realität sind, das „us and them“ Paradigma überwinden und dem Gefühl der Entkopplung vorbeugen. Als zertifizierte Thinking with Hands® und Lego® Serious Play® Coach setzt sie zudem gern kreative Techniken ein. Diversität liegt ihr am Herzen und sie versucht in jedem Monat etwas zu tun, was sie vorher noch nie gemacht hat.


Welche Mission verfolgst Du? Was möchtest Du vorantreiben? Was soll sich verändern?

Ich möchte das Thema Zuhören in Unternehmen, Organisationen, Schulen, ... eigentlich überall dahin tragen, wo Menschen miteinander sprechen und sich begegnen. Zuhören ist die Basis für Vertrauen und Kommunikation. Wir stellen Verbindungen und Gemeinsamkeiten her, indem wir zuhören. In einer fragmentierten digitalen Gesellschaft kommt Zuhören jedoch häufig zu kurz. Es geht uns vor allem ums Senden und es ist eben auch so leicht, nicht zu zuhören.

Ohne Zuhören kann kein Lernen stattfinden, egal in welchem Alter. Zuhören hilft, aufnahmebereit zu sein, sich auf eine Sache zu konzentrieren und sie zu durchdenken. Zuhören bedeutet auch zu lernen, sich in die Gedanken und Sichtweisen anderer wirklich hineinzuversetzen. Zuhören ist Augenhöhe: wir erfassen die Situation des Gegenübers aus seiner/ihrer Perspektive und gehen nicht sofort in die Bewertung.

Mit welchen drei Hashtags lässt sich Deine Mission zusammenfassen?

#PeopleOverPixels

#NeverStopListening

#Multipotentialite

Wie bist Du auf Deine Mission gestoßen? Wodurch hast Du Feuer gefangen? Was treibt Dich an?

Als eine der ehrenamtlichen Organisatorinnen von SidewalkTalks in Bonn und Köln habe ich unsere freiwilligen Listener im Zuhören geschult. Unterstützt wird diese Aktion von der VHS Bonn und der Bundeszentrale für politische Bildung. Ich empfinde diese Arbeit als sinnstiftend (neudeutsch: ich habe meinen „Purpose“ gefunden).

Zuhören ist ein Geschenk und die Basis für so vieles, z.B. bessere Meetings und erfolgreichere Teams. Durch die Arbeit von Amy Edmonson, Brené Brown und auch durch Googles Aristotle Studie wissen wir um die Relevanz von "psychological safety" in Teams und Organisationen. Zuhören schafft die Grundlage für diese Sicherheit.

Hören ist der erste Sinn, den wir entwickeln und der letzte, den wir abgeben. Dazwischen schenken wir dem (Zu)Hören recht wenig Aufmerksamkeit. Das möchte ich ändern.

Welche Schritte bist Du bereits gegangen? Was hat sich verändert? Was waren dabei Deine größten Highlights?

Es gibt dieses wundervolle Zitat von Priya Parker "In a world of infinite choices, choosing one thing is the revolutionary act. Imposing that restriction is actually liberating." Zuhören ist revolutionär.

Ich kann fast täglich beobachten, was sich verändert, wenn wir uns wirklich zuhören. Dazu gehört z.B. auch, sich gegenseitig ausreden zu lassen, mit Relevanz zu sprechen oder Pausen machen zu dürfen, ohne dass jemand verbal in die eigenen Ausführungen hineingrätscht. Meetings werden gehaltvoller und die (Arbeits-)Zufriedenheit steigt, wenn wir die Spielregeln des Miteinanders neu gestalten.

Mittlerweile arbeite ich selbstständig als Facilitator. Vielleicht wäre ich sogar immer noch in meinem alten Unternehmen, wenn man mir zugehört hätte?

Was hast Du dabei gelernt? Wie bereichert Dein Engagement Dich, Dein Leben oder Deine Arbeit?

Ich kann dabei zusehen, wie sich Menschen entspannen, wenn wir über das Zuhören sprechen und anfangen darüber nachzudenken, wie ein Miteinander eben auch aussehen könnte. Es ist schön, wenn sie im übertragenen Sinne "loslassen", ein Gespräch durch ihre Fragen lenken zu wollen, sondern für den Moment mit dem gehen, was da ist.

Gelernt habe ich, dass wir Zuhören üben können, so wie Meditation. Mir gelingt es auch nicht immer, aber es wird besser ;-). Aktuell läuft das U.lab zur Theory U, in dem Listening ein wesentlicher Bestandteil ist. Ich beobachte jeden Tag mein eigenes Zuhören über mehrere Ebenen hinweg.

Was gibt es noch zu tun? Was willst Du noch erreichen? Was sind Herausforderungen, die es zu bewältigen gibt?

Wenn wir uns die "Future Skills" anschauen, dann gibt es jede Menge zu tun. Ich freue mich auf jeden einzelnen Beitrag, den ich mich meiner Arbeit dazu leisten kann, ganz egal, ob mit Einzelpersonen oder Gruppen.

Was rätst Du anderen, die ihre persönliche Mission noch suchen oder sich noch nicht getraut haben ihrer Mission zu folgen?

Werdet nicht ungeduldig, wenn sich eure Mission nicht zeigen mag. Sammelt Ideen, in denen ihr euch wirklich wiederfindet und schaut, ob sich diese verknüpfen lassen. Seid offen und neugierig und kommt auch mal runter von eurer "Gewohnheitsscholle". Hört in euch hinein und überlegt, welche Themen euch triggern.

Suchst Du noch Unterstützer oder Verbündete? Dann kannst Du hier noch einen Aufruf starten. Füge auch gerne Links ein.

Ich freue mich immer, wenn ich mich mit anderen austauschen kann. Wenn wir uns dabei noch mit Impulsen bereichern, umso schöner!



Du willst Deine Geschichte  mit #NewWorkWomen teilen? Hier geht es zum Fragebogen "Meine Mission".


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