Dr. Christine Radomsky lebt in Berlin. Als Spurwechsel-Coach unterstützt sie berufserfahrene Menschen, die in der Arbeit wieder mehr Sinn und Freude erleben wollen. Bevor sie sich 2011 selbständig machte, arbeitete sie 30 Jahre als Physikerin, IT-Ingenieurin und Teamleiterin in Technikkonzernen. 2018 hat sie begonnen, ihre Erfahrungen zur agilen Selbstführung im digitalen Wandel auch als Speakerin zu teilen. Gerade ist ihr Buch "Willkommen in der Welt der Digital Natives: Wie Sie als erfahrene Arbeitskraft Ihre Stärken ausspielen" erschienen. Wenn sie nicht an Online-Kursen bastelt oder ihren Klienten in Netzmeetings zuhört, joggt sie im Kiefernwald oder lernt mit ihrem Enkel Spanisch.
Ich begeistere mich für Arbeit, die Sinn und Freude macht – und für lebenslange Potenzialentfaltung. Dabei liegt mir vor allem eines am Herzen: Menschen in der zweiten Lebenshälfte zu ermutigen,
mit agiler Selbstführung durch den rasanten Wandel unserer Arbeitswelt zu navigieren.
Warum agile Selbstführung? Lebenslange Karrieren in ein und demselben Unternehmen sind in der digitalen Transformation zum Auslaufmodell geworden. Immer mehr Menschen erleben häufige berufliche
Umbrüche – ob sie wollen oder nicht. Lebenslanges Lernen wird endgültig zur Überlebenskompetenz.
In unserer komplexen, unsicheren Welt rasanten Wandels fühlen sich viele hin- und hergeworfen - wie ein Spielball unberechenbarer Kräfte. Die langfristige Planung des eigenen Lebens und das
traditionelle Selbstmanagement haben sich in stumpfe Werkzeuge verwandelt. Was hilft uns dann, in unsicheren Zeiten mehr innere Sicherheit zu gewinnen?
Wie wäre es, zunächst unsere eigenen Werte und Träume zu klären, statt zu funktionieren und immer mehr zu konsumieren? Welcher Mensch wollen wir sein, wozu wollen wir beitragen, was ist wichtig
in unserem Leben? Wenn wir diese persönliche Vision wie eine Art Leitstern vor uns sehen, können wir in überschaubaren Schritten darauf zugehen. Experimentieren, lernen, auf Unvorhergesehenes
reagieren, Abkürzungen und Umwege nehmen, uns mit Gleichgesinnten verbünden. Dazu die Vorteile digitaler Technologien nutzen und uns gleichzeitig davor schützen, im Rauschen der sozialen Medien
die Orientierung zu verlieren. Unsere Gedanken, Beziehungsnetze und Gefühle so entwickeln, dass sie zu unserem Leitstern passen. Zum Beispiel lernen, Unsicherheiten und Frustrationen gelassener
zu begegnen.
All das nenne ich agile Selbstführung - in Abgrenzung vom traditionellen Selbstmanagement.
Selbstführung brauchen nicht nur Digital Natives, sondern auch Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Sie sind oft noch stärker von den ehemals „stabileren“ Verhältnissen in der Arbeitswelt
geprägt. Gerade sie möchte ich dabei unterstützen, sowohl ihre reichen Kompetenzen in die digitale Transformation einzubringen als auch ihre Potenziale auszubauen - nicht erst in Jobkrisen.
Beispielsweise können sie von (oft) Jüngeren lernen, sich auf Augenhöhe zu vernetzen und zu experimentieren.
So will ich dazu beitragen, dass die Bedürfnisse von Menschen in Arbeitswelt und Gesellschaft immer mehr in den Mittelpunkt rücken. Mitarbeiter und Führungskräfte, die ihr „Warum“ kennen
und sich selbst führen können, sind entscheidend dafür.
Was ich 2019 konkret vorhabe? Ich will als Expertin für agile Selbstführung in der digitalen Transformation stärker sichtbar werden. Durch Gastartikel, vielleicht auch einen Vortrag. Doch vor
allem durch mein erstes Buch.
#AgileSelfLeadership
#BorntoLearn
#HumansFirst
Als ich ein Kind war, stöberte ich oft im Bücherregal meiner Eltern, das bis zur Decke reichte. Wahrscheinlich habe ich damals meine Begeisterung für lebenslanges Lernen und Entwicklung entdeckt.
Ich bin notorisch neugierig und mag selbstbestimmte Veränderungen. Wie gut, dass die Neurowissenschaftler die lebenslange Plastizität des menschlichen Gehirns erkannt haben.
Außerdem durchlebte ich selbst drastische berufliche Neuanfänge – auch spät im Leben. Von der Physikerin an einer Hochschule über die Software-Entwicklerin und Teamleiterin in Technikkonzernen
bis hin zum Business Coach, der Veränderungsbegleiterin. Nicht zu vergessen:
Ich bin im Osten Deutschlands aufgewachsen; die Wende habe ich als deutliche Zäsur erlebt.
Daneben gibt es da noch meine Faszination für die Digitalisierung seit mehr als 30 Jahren. Ein Beispiel? Anfang der 1990er, als ein Handy noch das Gewicht und die Abmessungen eines Ziegelsteins
hatte, arbeiteten unsere Teams bereits an der Infrastruktur der Funknetze, die heute noch unsere Smartphones verbinden. Heute bin ich Fan des E-Learnings – als Lernende und als
Entwicklerin von Online-Kursen.
Doch was mich so richtig fasziniert, ist die Schnittstelle beider Themen – die menschliche Seite des digitalen Wandels. Genauer: die Herausforderungen für den Einzelnen, für Teams und
Organisationen, durch diesen Umbruch zu navigieren und ihn zu gestalten. Als Fan digitaler Technologien und Lern-Junkie glaube ich: Agile und digitale Geschäftsmodelle, Technologien und Tools
sollten den Menschen dienen. Sie sind kein Selbstzweck, keine heilige Kuh.
Meine Arbeit in der Industrie und mein Denken waren früher stark technisch und sachorientiert geprägt. Doch irgendetwas fehlte. Denn ob ein Projekt erfolgreich war oder nicht, lag meist mehr an
Kommunikation, Zusammenarbeit und Führung als an Technologien. An echter Wertschätzung auf Augenhöhe, auch an Intuition. Als Teamleiterin experimentierte ich mit kooperativer
Führung. Irgendwann wollte ich mehr darüber wissen, was Menschen bewegt. Deshalb gönnte ich mir 2010 eine einjährige Coaching-Ausbildung parallel zu meinem Job. Dabei habe ich auch eine Menge
über mich selbst gelernt. Zum Beispiel, dass ich bei einem verhärteten
Konflikt mit meinem Abteilungsleiter eine Mitverantwortung trage. Dass es gut tut, mich von der Überzeugung zu trennen, ich müsse Probleme allein bewältigen oder in allem besser sein als meine
männlichen Kollegen, um Erfolg zu haben. Ein Jahr später habe ich die Festanstellung im Konzern verlassen und mich als Business-Coach selbständig gemacht – gemeinsam mit meinem Mann und
Geschäftspartner.
Zwei unserer Anfangs-Fehler: In den ersten Jahren fehlte uns die klare Positionierung, außerdem haben wir die sozialen Medien weitgehend ignoriert.
2016 setzten wir neu auf – mit einer klaren inhaltlichen Positionierung. Wir entwickelten und testeten unseren ersten Online-Kurs zur Selbstführung. Außerdem wurden wir auf Xing, Twitter und
Facebook aktiv, später auch auf LinkedIn und Pinterest. Zeitgleich stellte ich den ersten
Artikel meines Blogs ins Netz – heute sind es fast 100 Beiträge und mehr als 300 Leser-Kommentare.
Ein ganz spezieller Kurs zur Selbstführung, unser Online-Programm „Abenteuer Ruhestand“ landete beim Demografie Exzellenz Award 2018 unter den Top-3 Finishern (Kategorie digital & innovativ).
Noch vor wenigen Jahren hätte ich mich nicht getraut, überhaupt eine Bewerbung für den Award abzuschicken. 2018 habe ich mir auch ein Herz gefasst, mich bei den speakerinnen.org angemeldet und
einen Mini-Kurs für Speaker mitgemacht (danke, Insa Künkel!). Ein Highlight war mein erster Vortrag zur Potenzialentfaltung Lebenserfahrener vor mehr als 100 Frauen im Herbst.
Seit einigen Monaten schreibe ich ein Buch für Menschen ab der Lebensmitte, die im Beruf neu durchstarten wollen*. Neben einem „Rundflug“ über die zunehmend digitale und agile Arbeitswelt enthält
es ein Selbstcoaching-Programm für den beruflichen Neustart. Ein Drittel ist bereits fertig, nun suche ich einen Verlag.
Weil mir eine menschliche, faire und friedliche Welt am Herzen liegt, beteilige ich mich einmal im Jahr ehrenamtlich an einer internationalen Wahlbeobachtungs-Mission der OSCE. Letztes Jahr war
ich in Bosnien-Herzegowina dabei.
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*das Buch erscheint am 13.11.2019
Heute lege ich mehr Wert auf eine aktive Vernetzung als früher. Zum einen in Communities wie New Work Women, Digital Media Women oder in Barcamps. Zum anderen in ganz kleinen Gruppen. Gerade bin
ich in der Halbzeit meines ersten virtuellen WOL Circles – das ist
eine spannende Erfahrung. Die Jüngste ist Anfang zwanzig und ich bin die Älteste. Die tollen Ideen und Kompetenzen meiner drei Mitstreiterinnen finde ich großartig. Schließlich haben wir einander
erst vor ein paar Wochen kennengelernt. Von Anfang an gab es da viel Offenheit und ein gegenseitiges Geben und Nehmen.
Mein wichtigstes Learning der letzten Jahre: Relevante Fragen sind oft hilfreicher als schnelle Antworten. Heute kann ich besser als früher damit leben, oft mehr Fragen als Antworten zu haben.
Nicht nur im Coaching können Fragen ja ungemein wirkungsvoll sein, wenn sie anderen
helfen, sich besser zu verstehen und eigene Lösungen zu finden. Auch bei der Gestaltung der neuen Arbeitswelt sollten wir immer wieder einmal die zentrale Frage klären: Was wollen wir im Kern
eigentlich erreichen? Und warum?
Wenn ich als Wahlbeobachterin in anderen Ländern unterwegs bin, sehe ich, wie bunt und vielfältig menschliche und gesellschaftliche Entwicklung aussehen kann. Und mir fällt immer wieder auf, wie
privilegiert wir sind. Denn wir leben in einem lebenswerten, liebenswerten und reichen Land. Auch wenn in Sachen Chancengleichheit noch viel zu tun ist, haben lernbereite Frauen und Männer hier
unglaublich viele Möglichkeiten. Ich bin froh, dass ich sie nutzen kann.
Mir liegt am Herzen, dass wir gemeinsam hartnäckige Vorurteile und Stereotype entsorgen. Beispielsweise solche über Digital Natives und Babyboomer. Oder über Frauen und Männer. Warum ich das
wichtig finde? Weil wir uns sonst Entwicklungschancen verbauen. Im Kern trägt doch jeder Mensch ein ganz einzigartiges Potenzial zur lebenslangen Entwicklung in sich, das er oder sie leuchten
lassen kann.
Selbstermächtigung und Kooperation von Menschen verschiedener Lebensphasen und ein positives Altersbild in der Gesellschaft – dazu möchte ich gern beitragen.
Träume groß, doch fange klein an. Gönn dir ab und zu „Traumzeit“ und schreibe auf, was dir wirklich, wirklich am Herzen liegt. Was du gern bewegen möchtest. Und dann trau dich - mach ein paar
kleine konkrete Schritte und schau, was sich daraus ergibt. Verbünde dich mit
Menschen, die ähnlich ticken. So verwandelst du einen vagen Traum immer mehr in eine Art Leitstern, der dich magisch anzieht. Seine Kraft hilft dir über die Angst hinweg, dich zu outen. Ganz
gleich, ob du diesen Leitstern jetzt Mission nennst oder nicht. Und klar - eine Mission darf sich auch ändern. Vor zehn Jahren hieß sie bei mir noch, sichere und zuverlässige Zugsteuertechnik zu
entwickeln, mit der Menschen bei 250 km/h entspannt mit der Bahn reisen können und gern auf das Auto verzichten.
Sicher hast du deine ganz eigenen Methoden, Klarheit zu finden. Bei mir sind es vor allem Yoga, Schreiben und Gespräche. Und der Gedanke daran, dass ich nur ein Leben habe, hilft mir dabei, mich
zu trauen.
Liebe New Work Women, lasst uns einander helfen, immer mehr aus der Deckung zu kommen und uns zu zeigen. Klar zu sagen, was uns wichtig ist, wie wir arbeiten und leben wollen. Und etwas dafür
tun. Mit all der Leidenschaft und den Träumen, die jede von uns hat. Lasst uns lebenslang lernen, auf die Nase fallen und wieder aufstehen - und unsere Potenziale Schritt für Schritt in
Kompetenzen verwandeln. Damit jede von uns immer mehr zu dem Menschen wird, der sie sein will. Damit die Erde für uns und die Generationen nach uns ein freundlicherer Ort wird.
Für lebenserfahrene Frauen und Männer in beruflichen Veränderungssituationen schreibe ich seit 2016 einen Blog. Ich freue mich über jede und jeden, die bzw. der reinschaut und ihn vielleicht sogar abonniert.
Du willst Deine Geschichte mit #NewWorkWomen teilen? Hier geht es zum Fragebogen "Meine Mission".
Stefanie Hohenstatt (Dienstag, 12 November 2019 18:09)
Danke für den tollen Einblick in Deine Arbeit! Verschiedene Generationen können so sehr voneinander profitieren und es ist nie zu spät noch einen weiteren Stein in seiner Mosaik-Karriere zu legen. Formate und Ideen wie deine geben Mut :-).
Viele Grüße,
Stefanie